„NEW KAISERTAL CITY“, ein etwas anderer Heimatfilm von Melanie Hollaus
Österreich 2008, 35 min
Das Kaisertal war bis zum Frühjahr 2008 das letzte bewohnte Tal in den Tiroler Alpen, das keine Strasse zur Außenwelt hatte. Die 30 Bewohner mussten einen Fußmarsch über 300 Holztreppen bewältigen, um in das Tal hinein- oder hinauszukommen. 2008 wurden die Bauarbeiten eines Tunnels fertiggestellt, der das Tal infrastrukturell an Tirol anbindet.Die Geschichte von NEW KAISERTAL CITY setzt bei der Tunneleröffnung an, denkt diese weitergreifend und versteht sie als eine gesellschaftliche und kulturelle Öffnung. Die Erzählung ist ein politischer Kommentar zur Situation der MigrantInnen in Tirol. Tiroler MigrantInnen und AsylantInnen schließen sich mit „originalen“ TirolerInnen zusammen und bilden eine Volksfront. Diese nützt die Tunneleröffnung des Kaisertals, um dort ein radikales gesellschaftspolitisches und interreligiöses Lebensmodell zu entwickeln – die NEW KAISERTAL CITY.
Durch eine ironisch-kritische Collage der gegenwärtigen und zukünftigen Gesellschaftsmodelle, die im Wechselspiel der filmischen Darstellungsformen Dokumentation und Fiktion aufeinanderprallen, geraten die unterschiedlichen kulturellen Sicht- und Handlungsweisen in NEW KAISERTAL CITY in eine wahnwitzige Verbindung.
Der Film wurde erfolgreich auf internationalen Kurzfilmfestivals gezeigt: EMERGEANDSEE BERLIN 09 FESTIVAL (3. BIS 8. FEBRUAR 2009)
23. BOZNER FILMTAGE (22. BIS 26. APRIL 2009)
18. INTERNATIONALES FILM FESTIVAL INNSBRUCK (9. BIS 14. JUNI 2009)
NEW KAISERTAL CITY IST DER OFFIZIELLE ABSCHLUSSFILM DES IFFI
22. HEIMATFILMFESTIVAL FREISTADT KINO-OTOK 05 FILM FESTIVAL SLOWENIEN
KULTURFESTIVAL REITSCHULE BERN,
NOMINIERT FÜR DEN SILVER EYE AWARD – EAST SILVER FESTIVAL TSCHECHIEN (OKTOBER 2009)
Kommentar Melanie Hollaus:Von den 30 Einwohnern des Tiroler Kaisertals, die ohne Strassenanbindung an die Außenwelt leben, habe ich als Tirolerin zum ersten Mal vor ca. 2 Jahren in der „New York Times“ gelesen. Mein erster Ausflug in dieses idyllische Tal, wo andere Zeitgesetze herrschen, und Gespräche mit den Bewohnern über ihre ungewöhnliche Lebenssituation haben mich dazu veranlasst, daraus eine Filmgeschichte zu entwerfen.
Ich arbeitete ein Konzept aus, bei dem die unterschiedlichen Tiroler Kultur- und Glaubensgruppen zu Wort kommen sollten. Monatelang war ich damit beschäftigt, Verbindungen zu sozial benachteiligten Menschen in Tirol herzustellen. Aus den Gesprächen mit MigrantInnen, AsylantInnen und Kontakten zu Integrations-Vereinen und sozialen Einrichtungen in Tirol, entwickelte ich in Absprache mit etwa 40 Personen, die großteils als ProtagonistInnen im Film mitwirken, das Drehbuch. Nach anfänglichen Berührungsängsten machten sich „originale“ TirolerInnen zusammen mit AfrikanerInnenn, TürkInnen, KurdInnen und Exil-TibeterInnen Gedanken über utopische Gesellschaftsmodelle.
Der Film gibt die verschiedenen Gedankenwelten der am Entstehungsprozess beteiligten Personen fragmentarisch wieder und ist als film-politischer Kommentar zur Migrationspolitik in Tirol zu verstehen.